BL2: FC Hansa Rostock – BTSV 2:3 (1:0)

FC Hansa Rostock Ostseestadion,
Rostock
Eintracht Braunschweig

Irgendwie konnte ich in der Nacht zu Freitag nicht schlafen, war also schon um kurz nach 6h00 auf den Beinen und bereitete mich auf die weiteste Tour des BTSV in dieser Saison vor.

Netterweise konnte Uni (hatte am Vortag FC Zürich gegen Legia Warschau gesehen) einen Platz für uns im ICE ab Basel ergattern, da bereits Mittwoch keine Reservierung mehr möglich war.

So setzte ich mich also um kurz vor neun quasi ins gemachte Nest und verbrachte die Zeit mit Uni mit Schilderungen von diversen Spielberichten (grad aus Zürich gab es einiges zu erzählen) und Lästern über Mitreisende.

Der Umstieg in Hamburg klappte problemlos, auch da wurde noch ein Plätzchen für uns ergattert, so dass man pünktlich und entspannt um kurz vor 16h00 in Rostock einrollte, wo bereits Stefan auf uns wartete, mit dem ich die weitere Tour gemeinsam gestaltete.

Per S-Bahn ging es zum Stadion, welches ich vor exakt 13 Jahren und einem Tag zuletzt besucht hatte (damals verlor der BTSV hier vor 30 Gästefans mit 4:0 während in Lichtenhagen die Asylantenheime brannten – keine schöne Erinnerung) und daher den Neubau noch nicht kannte.

Natürlich waren wir viel zu früh, aber die Rostocker lassen sich mit dem Öffnen auch extrem viel Zeit – die Kassen wurden zwar um 17h00 geöffnet, die Tore blieben aber verschlossen, so dass wir noch ein wenig dem bunten Treiben zuschauen konnten.

Irgendwann ging es dann aber doch ins Stadion, wobei ich sofort eine Hasskappe bekam: zunächst bestaunt der debile Ordner meine Eintrittskarte und fingert über das Hologramm – hat der Rostocker denn wirklich solche Angst vor Fälschungen? Dann wird direkt drauf hingewiesen, dass mein Rucksack draußen bleiben muss (ich aber meine Zaunfahne mitnehmen dürfe), also wieder zum Container gelatscht und das Ding abgegeben.

Nach einer mehr als albernen Kontrolle wurde mein Transparent inspiziert und es hieß, dass das Ding nicht mit rein darf… Begründung: Spruchbänder seien heute verboten und auf dem Fahne stünde ja schließlich was drauf… Drecksgesindel…

Also wieder raus, Fahne abgegeben, mittlerweile waren die Fanbusse eingetroffen und an den Eingängen hatten sich bereits lange Schlangen gebildet. Bin dann aber direkt durch und durfte mich noch einer weiteren Kontrolle unterziehen… unnötig zu sagen, dass diverse Kollegen ihre Fahnen mit reinnehmen durften.

Die Fahnengeschichte ist an und für sich ja gar nicht das große Drama, wenn ich nicht extra wegen des Lappens mit zwei Rucksäcken unterwegs gewesen wäre, was man sich ansonsten mal locker hätte sparen können.

Im Stadion wurden natürlich gleich diverse Leute begrüßt und sich über die Zustände, unsere Fanbeauftragten und SKBs, die Ordner, Hansa und überhaupt aufgeregt.

Für uns stand heute nur die untere Hälfte des Gästesektors zur Verfügung, was aber massig ausgereicht hat.

Die Sicht ist eigentlich nicht so schlecht wird aber durch die scheiß Plexiglasbanden und das Fangnetz doch beeinträchtigt.

Was mir auch nicht einleuchten will: warum Hansa drei verschiedene Fanblöcke in den Ecken hat… so kann da keine Stimmung aufkommen, wie man später auch sehen (und der Premiere-Zuschauer zu Hause hören) sollte.

Das Spiel begann recht scheiße, Braunschweig war klar schwächer und kassierte schon in der 4. Minute das 1:0 nach einer Rostock-Ecke.

Meine Stimmung sank weiter gen Nadir, das Einzige, was mich noch aufmuntern konnte, war der tolle Support auch nach Rückstand (besonders nachdem endlich der Bus der Ultras den Weg nach Rostock geschafft hatte).

Die gesamte erste Halbzeit war ein einziges Zittern, einzig Graf hatte nach einer guten Viertelstunde eine Chance auf den Ausgleich, sein Schuss ging jedoch knapp am Pfosten vorbei.

In der Pause wurde erstmal ein Programmheft organisiert – danke Hansa, dass Ihr es nicht für nötig haltet, Gästefans damit zu versorgen. Immerhin hat MiWo es geschafft, 25 Hefte von der Tribüne zu besorgen – dickes Danke dafür!

Die zweite Hälfte versprach nicht wirklich Besserung, Rostock war noch immer die klar spielbestimmende Mannschaft und es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann sie ihre Führung ausbauen würden.

Dann jedoch eine super Aktion von Daniel Graf, der einen Eckball von Celikovic durch Tauer weitergeschoben bekommt und trifft. Ausgleich!

Rostock war durch dieses Tor kalt erwischt worden und sichtlich geschockt, klappte doch nun gar nichts mehr bei der Hanse-Kogge.

Keine zehn Minuten nach dem Ausgleich dann ein strammer Schuss von Kuru aufs Tor, der jedoch durch die Rostocker abgewehrt werden kann, der Ball gelangt zu Daniel Graf am Strafraumrand, der zieht ab: TOOOOR! 2:1 für die Guten!

Der Gästeblock, der sowieso schon konsequent durchsupportet hat, war nun außer Rand und Band – sollte hier doch was drin sein, nach der beschissenen ersten Hälfte? Von den Rostockern war mittlerweile überhaupt nichts mehr zu hören.

Die Euphorie wurde nur wenige Minuten später ein wenig gedämpft, als Arvidsson zum 2:2 einköpfen konnte – schade, ich hatte ja schon gehofft, dass Rostock wie beim letzten Heimspiel gegen die Offenbacher Kickers nach dem Gegentor einbricht, aber offenbar wollte man sich so schnell geschlagen geben.

Dennoch macht nur einer Stimmung auf den Rängen und das ist der BTSV – sehr schön der Konter, als die Rostocker ein “steht, auf wenn Ihr für Hansa seid!” sangen: der Gästeblock setzte sich hin und antwortete mit einer Humba.

Das Spiel war mittlerweile sehr offen, beide Teams kämpften und rackerten für den Sieg, in der 86. Minute sollte dieser Einsatz für die Eintracht belohnt werden.

Kuru bekommt den Ball an der Strafraumgrenze von Rische, schaut und zieht aus gut 20 m ab – drin, 3:2!

Die letzten Minuten wurden nochmal sehr hektisch, Rostock wollte unbedingt mindestens den ersten Ligapunkt aus dem dritten Spiel mitnehmen.

Die reguläre Spielzeit war bereits vorbei, als ein Rostocker an der Strafraumgrenze gefällt wird – der Schiri (übrigens der gleiche, der unseren Auswärtssieg bei Paderborn vor wenigen Wochen gepfiffen hat) musste sich erstmal mit dem Linienrichter besprechen, entschied dann aber zum Glück nicht auf Strafstoß sondern Freistoß aus 16 m – ein kurzes Zittern, ein kerniger Schuss… und weg mit dem Ball – noch mal gutgegangen.

Nach unendlich erscheinenden zwei Minuten Nachspielzeit endet das Spiel und die Stimmung im Gästeblock ist unbeschreiblich – wer hätte das gedacht: da heute viele Pokalsieg-Einmal-Auswärtsfahrer dabei waren, hatte ich mit einem miesen Support gerechnet, wurde aber eines besseren belehrt – gut, dass der Block nur zur Hälfte für uns offen war, sonst hätte sich das wieder alles verlaufen.

Die Spieler kamen zur Welle in die Ecke, wurden jedoch zum Hinsetzen aufgefordert – Lalle Fuchs stand plötzlich auf, ging zum Block und machte den Vorsänger für eine phantastische Humba – Geilomat!
Jan Tauer wurde noch mit einem Geburtstagsständchen überrascht – ebenfalls eine sehr schöne Sache.

Nach einigem Feiern ging es aus dem Block, wo erstmal der Rucksack geholt wurde und danach der Heimweg angetreten wurde.

Mit Stefan ging es durch den finster dreinblickenden Rostocker Mob zur S-Bahn und erstmal zum Hauptbahnhof, um die Klamotten aus dem Schließfach zu befreien, ehe das Quartier im Hanse-Hostel bezogen wurde, wo man netterweise auf unsere Ankunft gewartet hatte.

Mit Thilo und ein paar Lessinglöwen war man anschließend noch im Pirat verabredet, einer netten Kneipe, die vor allem von allerhand Fußballpöbel frequentiert wird. So ergab es sich, dass man von zwei Rostocker Hools in die Zange genommen wurde und gezwungen wurde, einiges an Alkoholika in sich rein zu schütten. Pfeffi ist einfach nicht mein Ding. Ich revanchierte mich mit einigen Bierchen, konnte aber irgendwann völlig besoffen in die Herberge flüchten, als der Trinkkumpan aufs Klo ging.

FC HANSA ROSTOCK: Mathias Schober – Michael Hartmann, Kim Madsen, Tim Sebastian, Ronald Maul – Enrico Gaede – René Rydlewicz (Amir Shapourzadeh, 82′), Zsolt Löw (Flavio Faroni Pereira, 73′)- Magnus Arvidsson – Marcel Schied, Antonio di Salvo (Rade Prica, 62′). TRAINER: Frank Pagelsdorf

BTSV: Thorsten Stuckmann – Benjamin Siegert, Martin Amedick, Marco Grimm, Jan Tauer – Dennis Brinkmann, Nermin Celikovic (Patrick Bick, 63′) – Daniel Graf, Lars Fuchs – Dustin Heun (Ahmed Kuru, 63′), Jürgen Rische (Torsten Jülich, 90’+2′). TRAINER: Michael Krüger

SCHIRI: Marc Seemann (Essen)

TORE: 1:0 Marcel Schied (4′), 1:1, 1:2 Daniel Graf (61′, 69′), 2:2 Magnus Arvidsson (72′), 2:3 Ahmet Kuru (86′)

ZUSCHAUER: 15.500, darunter geschätzte 800 Gäste

2 Responses to “BL2: FC Hansa Rostock – BTSV 2:3 (1:0)”

  1. HRO Says:

    Die Stimmung von Rostocker Seite als nicht vorhanden zu bezeichnen legt die Vermutung nahe,daß du a) betrunken warst oder b) bedingt durch eure ordentliche Lautstärke nichts mehr gehört hast.
    Grade auf der Südtribüne war doch bei uns diesmal einiges los. Und die Blicke der BSler gingen grade zu Spielbeginn doch des öfteren zu uns hoch. Die Stille zu Beginn war der Schweigeminute geschuldet die wir auf Grund des Todes eines unserer Mitglieder eingelegt hatten.

    Grüße aus HRO

  2. Hannover Hasser Says:

    Armer Hansa Fan!

    Ich habe nur drei Worte für Dich!

    HEUL DOCH SCHON!