Test: 1. Hanauer FC 1893 – BFC Viktoria 1889 Berlin 0:3 (0:1)

1. Hanauer FC 1893 Herbert-Dröse-Stadion,
Hanau
BFC Viktoria 1889 Berlin

Nachdem mal wieder ein kurzer Abstecher nach Karlsruhe unternommen worden war, ging es am Samstag, den 21. Juli nach Hanau, wo ein ganz verrücktes Fußballspiel auf dem Programm stand.

1894 – noch vor der Gründung des allseits beliebten Deutschen Fußball Verbands wurde die erste deutsche Meisterschaft im Fußball ausgetragen, für das Finale qualifizierten sich der Berliner F.C. Viktoria von 1889 und der F.C. Hanau von 1893. Da die Hessen jedoch die Fahrtkosten für die Fahrt zum Endspiel nach Berlin nicht aufbringen konnten, fand dieses Spiel nie statt, erster deutscher Meister wurde also am grünen Tisch die Berliner Viktoria.

Irgendwann Anfang des Jahres ging dann durch die Presse, dass die Verantwortlichen der beiden Clubs sich darauf geeinigt hätten, dieses “vergessene” Endspiel erneut auszutragen – ohne jedoch die damalige Entscheidung anzufechten, halt mehr just-for-fun. Und zwar sollte es diesmal ein Hinspiel in Hanau geben, während dann das Rückspiel in Berlin wäre.

In Hanau entschied man sich dankenswerterweise dafür, das Spiel nicht auf dem sonst bespielten Sportplatz auszutragen, sondern ins ehemalige Heimstadion, das Herbert-Dröse-Stadion, auszuweichen, wo mittlerweile so gut wie kein Fußball mehr stattfindet und im Wesentlichen American Football gespielt wird.
Für mich besonders reizvoll, um meine Mission zu beenden, alle Teams der ersten zwei Ligen in ihren Stadien zu sehen. Also war klar: da muss ich hin.

Herbert-Dröse-Stadion, Hanau

Nachdem der Mietwagen semi-legal an einer Straße geparkt worden war und die letzten paar hundert Meter zum Stadion gelatscht waren, musste man leider schon mit großem Schrecken feststellen, dass dieses Spiel ein reiner Kommerzevent geworden war.

Was hätte man aus dieser reizvollen Begegnung nicht alles machen können, aber nein, es musste mit dem Kommerz übertrieben worden, dass einem die Magensäure schon aus den Nasenlöchern kam.

Durch dämliches Geklatsche mit Klappern und aufblasbaren Händen waren teilweise die Werbejingles nicht mehr zu verstehen, fast jeder Trottel im Stadion hatte eine rote Kappe auf (Sponsor), eine rote Klatschhand, einen roten Frisbee und natürlich rote Luftballons, die für viele Zuschauer interessanter zu sein schienen als das Spiel (mal sehen, wie viele man von den Dingern aneinander knoten kann! Mal sehen, ob man nicht eine Boeing im Anflug an den Flughafen Frankfurt damit zum Absturz bringen kann!).
Die alten Fußballrecken des HFC und der Viktoria werden jedenfalls in ihren Gräbern rotiert haben.

Hanauer Kommerzkacke

Leider beeinträchtigte dies auch sehr die Stimmung, die die tapferen Anhänger des HFC versuchten – obwohl man ja mittlerweile in der 7. Liga kickt, hat Hanau doch eine sehr ordentliche Szene, die mal locker Oberligatauglichkeit hat (und wenn ich mir die Beispiele Hoffenheim oder Wehen rauspicke, dann würde es auch für die 2. Liga locker reichen).

Trotzdem wurde zum Kickoff eine kleine Choreo geboten, die aus schwarzen und weißen Folienbahnen bestand. Dazu gabs kleine Folienschwenker und große Schwenkfahnen, leider zu viel Lücken im Supportblock, aber der Wille zählt hier für mich!

Intro der Hanau-Fans

Zuschauer waren heute knapp 5.000 vor Ort, aus Berlin war leider nur eine kleine Truppe des Verbandsligisten mitgereist. Dazu kam eine große Zahl VIPs, eine ebenfalls beachtliche Zahl an Hoppern und jede Menge Eventhansel.

Das Spiel war sehr einseitig, die zwei Klassen Unterschied konnte Hanau kaum jemals ausgleichen, so dass man nach dem 1:0 der Berliner nach einer Viertelstunde mehr auf Schadensbegrenzung angewiesen war, was auch bis zur Schlussphase gelang, als dann doch noch zwei Tore für die Viktoria fielen (die dann auch das Rückspiel vor grad nur noch tausend Zuschauern gewinnen konnte, somit also die Meisterschaftsentscheidung von anno Dutz bestätigen konnte).

TORE: 0:1 Jack Grubert (17′), 0:2 Stephan Gröschel (80′), 0:3 Oliver Köster (89′)

ZUSCHAUER: 4.700, darunter ein Haufen Hopper und vielleicht 20 Berliner

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