Motoball: MSC Taifun M̦rsch Р1. MSC M̦rsch 5:3 (1:0, 2:1, 3:2)

MSC Taifun Mörsch Erwin-Schöffel-Stadion,
Rheinstetten-Mörsch
1. MSC Mörsch

Das ist der ganz große Bringer im Raum Karlsruhe. Und da heute kein Fußball anstand, ich aber auch keinen Bock hatte, zu Hause zu gammeln, ging es halt zum Motoball.

Es gibt in Deutschland eine zweigeteilte erste Bundesliga, im Norden spielen Teams aus Leverkusen, Dresden, Pattensen, Seelze, Halle/Saale und Jarmen in MeckPomm usw.

Die Südliga dagegen lässt sich bequem mit dem Karlsruher Nahverkehr abhoppen – in welcher Sportart ist sowas schon möglich?

In Rheinstätten-Mörsch gibt es gleich zwei Clubs – den 1.MSC Mörsch, sowie den achtzehnfachen (!!!) Deutschen Meister MSC Taifun Mörsch, die heute auch gleich im Dorfderby im Erwin-Schöffel-Stadion aufeinander treffen sollten.

Die anderen Clubs im Raum Karlsruhe sind der MSC Ubstadt-Weiher, MSC Philippsburg, MSC Malsch, der MSC Puma Kuppenheim und der MSC Comet Durmersheim.

Mit der Straßenbahn fuhr ich also nach Rheinstetten, um dort erstmal den Kollegen Herbig aufzusammeln, bevor die letzten paar Stationen nach Mörsch zurückgelegt wurden.

Wir wussten zwar nicht, wo das Spiel ausgetragen wurde, jedoch konnte man den Roar der Zuschauer und den Motorenlärm schon von der Endstation hören.

Mehr als 1.200 Zuschauer wollten dieses Spiel heute abend sehen und säumten die Sicherheitszone und die Spielfeldabgrenzung des fußballfeldgroßen Grounds, der jedoch statt Rasen präparierten Asphalt als Untergrund bietet.

Die Tore erinnern wieder an den Fußball, wobei den Torraum ein 5m-Kreis bildet, der von den Feldspielern nicht befahren und vom Torwart nicht verlassen werden darf.

Eine Mannschaft besteht (neben Auswechselspielern) aus vier Feldspielern auf 250ccm-Motorrädern mit etwa 50 PS und einem Torwart (der ohne Maschine, aber mit Sturzhelm spielt und damit aussieht wie der Gefahrensucher aus Kentucky Fried Movie).
In den Fahrerlagern sind außerdem noch bis zu zwei Mechaniker pro Mannschaft.

Schiedsrichter gibt es gleich zwei (Linienrichter auch), ganz in weiß gekleidet.

Spielzeit sind 4×20 Minuten mit jeweils zehn Minuten Pausen, nach dem zweiten Viertel wird ein Seitenwechsel durchgeführt.

Die Zeitnahme ist fußballähnlich, es wird also nicht wie beim Eishockey bei jeder Unterbrechung die Zeit gestoppt.

Das Spielgerät ist ein zu groß geratener Fußball – etwa Medizinballgröße hat die Pille, die meistens nicht rollt, sondern mittels Fuß an die Vorderradgabel gepresst, mitgeschleift wird.

Der Ball darf mit den gleichen Körperteilen wie beim Fußball gespielt werden, Handspiel ist also tabu.

Während die Spieltaktik eher an Eishockey erinnert (Umschalten von Offensive zu Defensive, Abtasten vor dem Tor und Warten auf den Abschluß), sind viele andere Regeln dem Fußball sehr ähnlich: Eckball, Seitenaus…sogar einen Elfmeter gibt es!

Bei den Strafen hat der Schiri eine große Auswahl. Angefangen mit der grünen Karte (2-Minuten-Zeitstrafe), über die gelbe Karte (5-Minuten-Zeitstrafe), die gelb-rote Karte (Platzverweis, der Spieler darf jedoch nach zehn Minuten durch einen anderen Spieler ersetzt werden) zur roten Karte, die auch gegen einen der Mechaniker gezogen werden kann.

Björn und ich stellten uns also mit unseren Bierchen zum Motoball-Publikum mit gutem Blick auf die Taifun-Ultras, die mit Megaphon, Schals, Mützen, albernen Perücken, Gasfanfaren und Trommeln alles aufbot, was man so braucht.

Wie erwähnt, war es für uns ja nun das erste Mal, so dass wir erstens nicht komplett regelfest waren, vor allem aber auch nix zur Qualität des Spiels sagen konnten.
Ich fand es extrem kurzweilig während in der Presse gejammert wurde, dass es nicht so toll gewesen sei.

Auf jeden Fall gab es einige Tore, einige spektakuläre Stunts und auch mehrere Elfmeter zu bewundern. Das muss man sich mal vorstellen: da steht also der Torhüter zwischen den Pfosten, die Riesenkugel liegt auf dem Elfmeter-Punkt und der Schütze fährt zum Anlauf nehmen mal eben in die heimische Hälfte, von wo es mit V-max zum Abschluss geht… DA bekommt “Die Angst des Torwarts beim Elfmeter” eine ganz neue Bedeutung…

Kurz nach Anpfiff gab es die erste gute Szene für Taifun als ein Schuss aus kurzer Distanz an den Pfosten ging.
Beide Teams sollten noch einen Lattentreffer landen, ehe es dann nach 17 Minuten das erste Mal im Gehäuse des 1. MSC einschlug.

Vier Minuten nach der ersten Pause konnte der Gast ausgleichen, direkt im Gegenzug dann aber erneut die Heimführung, mit der es auch in die Halbzeit ging.

Nach dem Seitenwechsel konnte Taifun in der 42. Minute auf 3:1 erhöhen, nur fünf Minuten später aber wieder der Anschluß für den Gast.

In der 53. Minute dann Strafstoß für Taifun, Frank Bücher braust auf seiner Maschine heran und semmelt den Ball – links neben das Tor.
Im letzten Viertel erzielt er dann aber in der 63. Minute das 4:2. In der 70. Minute kam dann der 1. MSC noch auf 4:3 ran, ein Elfmeter für Taifun in der 75. Minute war dann aber auch das Tor zum Endergebnis.

Nach dem Spiel wurden noch ein wenig der Platz und die Haudegen näher begutachtet, ehe es zwecks weiterem Alkoholgenusses in eine Kneipe ging.

Auf jeden Fall war das sehr kurzweilig und ich werde sicherlich noch das ein oder andere Spiel in dieser Bundesligasaison besuchen. Außerdem findet im Mai auch noch die Europameisterschaft im Kreis Karlsruhe statt.

TORE: 1:0 (Bastian Gütlich, 17′), 1:1 (Markus Nakovics, 24′), 2:1 (Frank Bücher, 24′), 3:1 (Wolfgang Fröhlich, 42′), 3:2 (Markus Nakovics, 47′), 4:2 (Frank Bücher, 63′), 4:3 (Torsten Schwarz, 70′), 5:3 (Wolfgang Fröhlich, 75′)

ZUSCHAUER: 1.200

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