Super League: FC Basel – Grasshoppers Zürich 4:1 (1:1)
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St. Jakob-Park, Basel, Schweiz |
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Nachdem am Samstag die Reise nach Bremen (der BTSV holte dort durch ein spätes Tor von Jürgen Rische ein 1:1-Unentschieden, nachdem die Bremen Amas bereits in der fünften Minute die Führung erzielten; unter den gut 1.600 Zuschauern waren nach Schätzungen 1.300 Braunschweiger) sowieso und krankheitsbedingt die Tour ins Kaiserstuhlstadion von Bahlingen (wo der SV Waldhof Mannheim zu einem wichtigen 3:1-Sieg kommen konnte) ausgefallen war, war ich zumindest heiß drauf, das Prestigeduell FC Basel vs. Grasshopper-Club Zürich mitzunehmen.
Nachdem das letzte Aufeinandertreffen am 12. September letzten Jahres mit einem 8:1-Debakel für den Gast aus Zürich endete, hoffte ich natürlich auch dieses Mal auf zahlreiche Tore – und sollte auch nicht wirklich enttäuscht werden.
Auch ansonsten war es natürlich ein namhaftes Aufeinandertreffen – der Schweizer Rekordmeister Grasshoppers (übrigens als zweitältester Schweizer Club 1886 von englischen Studenten gegründet) mit seinen 27 Meistertiteln, 18 Pokalsiegen (davon 8 Double), der mittlerweile aber sowohl finanziell als auch sportlich seiner Historie hinterherläuft, gegen die aktuelle Nummer 1 bei den Eidgenossen mit immerhin zehn Meistertiteln und sieben Pokalerfolgen.
So ging es also am Sonntag mittag per Bahn nach Basel. Es schneite ziemlich stark und ich hatte schon insgeheim die Befürchtung, dass das Spiel gefährdet sein könnte und war dementsprechend froh, am Joggeli alles für ein Fußballfest vorbereitet zu finden.
Das Stadion füllte sich relativ langsam, an den Eingängen wurden Tickets für das Spiel FC Zürich-FC Basel verkauft – wegen der Vorkommnisse beim letzten Spiel in Zürich (Anfang Dezember beim GC), als die Polizei kurzerhand und unbegründet einen ganzen Zug in Gewahrsam nahm, ruft der Großteil der Fanszene in Basel zu einem Boykott des Spiels auf – statt dessen wird es im St. Jakob Park eine Übertragung des Spiels auf Großbildleinwand geben.
Ich bin da ja hin und her gerissen – zum einen finde ich es klasse, damit wird ein deutliches Zeichen gesetzt, zumal Basel ja immer viele Awayfans im Gepäck hat und dadurch zu einem nicht unbedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Gastgeber geworden ist. Andererseits: der FCB wird also auswärts ohne Unterstützung antreten müssen – ich hoffe, das geht nicht nach hinten los.
Mit Freude konnte ich sehen, daß nach dem Ausscheiden aus dem UEFA-Cup die unseligen Klappsitze aus der Muttenzer Kurve verschwunden waren, so dass diesmal echte Stehplatzatmosphäre aufkommen konnte, ohne ständig über Sitze zu stolpern oder sich das Schienenbein an einem Klappsitz zu prellen.
Kurz vor Beginn wurden Luftballons, Plastikfähnchen, aber auch große Schwenker und Doppelhalter in der Muttenzer Kurve verteilt, die dann beim Einlaufen der Teams für eine gelungene Kulisse sorgten. Ein wenig bunter Rauch und Bengalos waren auch am Start, jedoch eher verhalten. In erster Linie wurde eben mit dem Fahnenmeer geglänzt.
Auf seiten der Zürcher gab es ein Banner “Widerstand” – keine Ahnung, was davon der Hintergrund ist. Ebenfalls fiel auf, dass sie das gesamte Spiel hindurch immer wieder Spruchbänder präsentierten, die offenbar gegen die auch in der Schweiz im Hinblick auf die Euro 2008 erhöhten Repressalien anspielten. Das erste lautete “Auswärts zu Gast – willkommen im Knast”, was sicherlich ebenfalls eine Anspielung an die Ereignisse in Zürich erinnerte, zunächst hielt ich das noch für eine ironische Provokation, jedoch zeigten die späteren Spruchbänder (besonders schön das schwyzerdütsche “Isch das dä Fussball wonär wänd? Kei Emotione und d’Fans dusse mit bundnä Hände”, auch wenn es ein wenig gedauert hat, bis die drei Bahnen in der richtigen Reihenfolge präsentiert wurden), dass das wohl doch eher unerwartete Solidarität ausdrücken sollte. Zumal die Züricher wohl auch im Moment massiv unter Aktionen des Vereins und der Staatsmacht gegen sie leiden müssen
Laut FCB-Homepage wurden 28.500 Eintrittskarten für diese Partie verkauft, es wurden dann aber nur gut 21.000 besetzte Plätze gemeldet.
Das Spiel begann furios, bereits nach 150 Sekunden flog der Zürcher Seoane mit einer roten Karte vom Platz – meines Erachtens ziemlich hart, Gelb OK, aber rotwürdig war das nicht. Naja, egal, ich werd mich nicht beschweren, wenn die Scheisse vom See dezimiert wird.
Basel stürmte nun zwar und versuchte, Kapital aus der zahlenmäßigen Überlegenheit zu erzielen, die Abwehr von GC stand jedoch sicher und es kam wie es kommen musste: in der 20. Minute das 0:1 nach einem Fehler von Zwyssig.
Zum Glück konnte Basel bereits sechs Minuten später durch einen schönen Abstauber von Carignano nach einem tollen Paß von Zanni ausgleichen.
Knapp zehn Minuten später hätte das 2:1 fallen können, ein Zürcher war jedoch dazwischen und fast im Gegenzug gab es dann noch eine Riesenchance für den GC.
Kurz nach der Pause dann erneut eine rote Karte, diesmal für Scott Chipperfield, der sich nach einem Foul von einem GC-Verteidiger wohl zu einer Tätlichkeit hat hinreißen lassen. Dies konnte ich nicht gut erkennen und dachte zunächst, dass der Schiri die falsche Karte aus der Tasche gezogen hatte, nachdem kurz nach der Roten auch die gelbe Karte gezogen wurde – diese jedoch für den Zürcher Lichtensteiner, der Chipperfield gehalten hatte.
Nun ware das Spiel also sowohl von der Mannschaftsstärke als auch vom Spielstand wieder ausgeglichen, nur zwei Minuten später jedoch hätte es die nächste rote Karte geben müssen, als der Züricher Verteidiger Stepanovs im Strafraum den Ball mit der Hand spielte. Hier beließ es der Mann in Schwarz jedoch bei einer Verwarnung und einem Elfmeter, den Gimenez eiskalt verwandelte.
Nur fünf Minuten später dann die Vorentscheidung: Zwyssig erzielt mit einem schönen Kopfball das 3:1 für die Basler.
Die Grasshoppers gaben sich zwar nicht auf, kamen auch noch zu einigen Möglichkeiten, jedoch stand die Basler Abwehr meist sicher und spätestents Zubi war nicht zu überwinden.
Kurz vor Ende der Partie dann noch ein wunderschönes Tor von Rossi nach Flanke von Zanni.
Nach dem Spiel ging es für mich durchgefroren schnell per Bus zum Badischen Bahnhof und mit dem nächsten Zug zurück nach Karlsruhe.
FC BASEL: Pascal Zuberbühler – Philipp Degen, Alexandre Quennoz, Marco Zwyssig, Kléber – Reto Zanni, Patrick Müller (Julio Hernan Rossi, 46′), Scott Chipperfield – Matias Emilio Delgado (David Degen, 82′) – Christian Gimenez (Sébastien Barberis, 76′), César Carignano. TRAINER: Christian Gross
GC ZÜRICH: Peter Jehle – Stephan Lichtsteiner, Aleksandar Mitreski, Igor Stepanovs, Kim Jaggy – Gerardo Seoane, Tariq Chihab (Luca Denicolà , 48′), Ricardo Cabanas, Sahr Senesie (Vyacheslav Hleb, 60′) – André Muff, Rogerio (Vero Salatic, 5′). TRAINER: Hanspeter Latou
SCHIEDSRICHTER: Busacca
TORE: 0:1 André Muff (20′), 1:1 César Carignano (26′), 2:1 Christian Gimenez (53′, Handelfmeter), 3:1 Marco Zwyssig (58′), 4:1 Julio Hernan Rossi (87′)
ZUSCHAUER: 21.078, davon vielleicht 400 aus Zürich