Serie A: SS Lazio – AS Roma 3:1 (1:0)

SS Lazio Stadio Olimpico,
Rom
AS Roma

Am Vormittag des Dreikönigstags (in meiner neuen Heimat ja netterweise ein Feiertag) ging es nach Baden-Baden, um diesen Flughafenpunkt zu haken. Dieser Flughafen ist zwar geradezu lächerlich mickrig, aber für mich doch sehr angenehm gelegen.

Roma Kurve

Einchecken ging ratz-fatz, so dass ich erstmal einen Kaffee zu mir nehmen konnte, aber schnell auf Bier umstieg (kostete ca. das Gleiche, aber Preis-Leistung war einfach besser) und meine werten Mitfliegenden beobachtete: mindestens vier waren schnell als Gleichgesinnte zu identifizieren.

Der Flug verlief angenehm ereignislos, so dass die Ryan Air-Maschine um etwa halb drei in Rom Ciampino landete. Ciampino ist ein kleiner Billigairport im Südosten Roms – anders jedoch als beispielsweise Düsseldorf-Weeze oder Frankfurt-Hahn näher an der dazugehörigen Stadt, als der “eigentliche” Römer Flughafen.

Das Wetter war klasse – blauer Himmel, Sonnenschein und mit geschätzten 15°C frühsommerlich warm.

Für 13,50 Euro bekommt man noch in der Ankunftshalle ein Return-Busticket zur Stazione Termini (dem Hauptbahnhof), alternativ kann man für ganz kleines Geld mit dem Linienbus zum Vorortbahnhof in Ciampino fahren, von wo es mit der Vorortbahn in die City geht (hab ich nicht ausprobiert, aber wenn ich die Preise korrekt interpretiert habe, dann kostet das pro Fahrt tatsächlich nur 2,30 Euro – der Zug fährt alle 60 Minuten).

Am Bus traf ich gleich mal zwei Briten, die sich ebenfalls das 123. Römer Derby antun wollten…

Nach einer rund zwanzigminütigen Busfahrt war Termini erreicht und ich konnte im nahe gelegenen Hotel einchecken, wo ich aber nur kurz bei einem Bierchen entspannte, bevor es auf Nahrungssuche ging. Eine kleine Pizzeria in einer Seitengasse vom Bahnhof wurde dann die Lokalität meiner Wahl – ein Mezzo Vino Rosso e Pizza Margherita, prego…

Frisch gestärkt machte ich mich dann gegen 17h00 zum Stadio Olimpico auf: zunächst mit der U-Bahn bis Flamino, wo eine beträchtliche Anzahl von ausländischen Derbybesuchern identifiziert werden konnte, und von dort mit der Straßenbahn bis zum Stadion.

Zweieinhalb Stunden vor kick off war hier schon der Bär los, so daß ich mir nur noch schnell ein Bierchen gönnte, ehe ich das Ticketoffice suchte, um mein reserviertes Ticket abzuholen, was netterweise auch reibungslos klappte (im Gegensatz zu den beiden Jungs aus England vor mir, die leider ihren Ausweis im Hotel haben lassen müssen und ohne Identifikationsnachweis kein Ticket bekamen).

Eine Zeit lang sog ich die Atmosphäre vor dem Stadion, speziell am Eingang zur Roma-Kurve auf. Es waren immer noch mehr als zwei Stunden vor kick off aber die Leute strömten in das Stadion und die Stimmung war phantastisch.

Also ließ ich mich auch nicht lange bitten und enterte die Tribuna Tevere, die Gegentribüne im Olympiastadion.

Die beiden Tribünen waren noch relativ leer, die Kurven jedoch schon brechend voll mit Roma im Süden und den Laziali im Norden.

Die Stimmung war bereits jetzt, mehr als zwei Stunden vor Spielbeginn, bombastisch – wechselnde Gesänge, ohrenbetäubendes Pfeifen (des jeweils anderen), immer wieder Bengalos und Vogelschreck. Dazu müssen die Baumärkte in Rom gute Umsätze gemacht haben – die laufenden Meter Tapete, die zu Spruchbändern verarbeitet wurden, hätten ausgereicht, um eine Kleinstadt zu tapezieren.

So sass ich also und ließ die Eindrücke auf mich wirken. Es war wirklich unbeschreiblich!

Kurz vor acht, immer noch eine dreiviertel Stunde vor Spielbeginn verließ ich meinen Sitzplatz und suchte mir einen schönen Stehplatz direkt auf Höhe der Mittellinie – das verhieß akustisch und optisch die perfekte Position.

Hier konnte ich auch bereits erkennen, dass auch auf meiner Tribüne ein kleiner AS Roma Bereich durch Carabinieri abgeriegelt war und sich direkt unter mir die erlebnisorientierten Laziofans formierten – ebenfalls durch eine eigene Polizeikette abgeschirmt. Es blieb jedoch zunächst bei einigen Gesten der gegenseitigen Wertschätzung.

Auch konnte ich nun beobachten, wie vor beiden Kurven Feuerwehrleute mit Schläuchen begonnen, die Laufbahn unter Wasser zu setzen, was beide Fanlager als Aufforderung verstanden, die Bengalen nicht mehr nur ausbrennen zu lassen oder in den Graben vor der Kurve sondern auch auf die Laufbahn zu werfen.

Plötzlich kommt Bewegung in die Lads unter mir, die Polizeikette wird zurückgedrängt, ein Sturm auf die Roma-Anhänger probiert. Flaschen wechseln fliegenderweise die Blöcke, Bengalos und Leuchtspur ebenfalls. Die Polizei setzt Knüppel und Tränengas ein, um die Rivalen wieder auf jenseits Wurfdistanz zu bringen.

Zehn Minuten vor Anpfiff gibts in der Laziokurve ein großes Spruchband, auf dem aufgefordert wird, jetzt fünf Minuten der Opfer der Südostasienflut zu gedenken und danach wieder Gas zu geben.

Währenddessen sehe ich kopfschüttelnd zwei 1860-Fans, die doch tatsächlich ihre Scheisskutten über ihr Romatrikot gezogen haben – unglaublich!

Als Intro gibts bei Roma ein wenig Rauch in den Vereinsfarben rot-orange und bei den Laziali einen Lamettaregen… nichts wirklich besonderes auf beiden Seiten.

Einigermaßen pünktlich um halb neun beginnt das Spiel mit anfänglichem Abtasten der beiden großen Römer Clubs.

Erst in der 12. Minute die erste Chance für Lazio, als ein abgefälschter Schuß vom Tormann nur zur Ecke geklärt werden kann.
Dies war wohl sowas wie die Initialzündung, denn nun folgten muntere Zeiten mit vielen schönen Einschußchancen.
Auf den Rängen kann Roma die Punkte für den lauteren Support einfahren, dafür kommt von Lazio mehr.
In der 22. Minute die erste hochkarätige Chance für Roma per Kopf, danach stürmt hauptsächlich Lazio.
In der 29. Minute dann folgerichtig das 1:0 durch Di Canio für Lazio, die Laziale jubeln, die Anhänger des AS Roma werfen mit Bengalen und Vogelschreck, so daß die Pressevertreter hinter dem Tor flüchten müssen.
Im Gegenzug kommt Roma zu einer guten Chance, wobei ein abgefälschter Schuß nur das Außennetz streift und auch die Ecke zwar gefährlich aussieht, aber nichts bringt.
Auch in den folgenden Minuten gibt es Chancen, jetzt für beide Teams, kurz vor der Halbzeit noch auf beiden Seiten Superchancen – erst für Lazio, dann im Gegenzug für Roma und nur eine Minute danach (schon in der Nachspielzeit) ein direkt geschossener Freistoß, der fast drin gewesen wäre.
In der Pause geschah nichts erwähnenswertes, zu Beginn der zweiten Halbzeit gibts auf Romaseite eine Blockfahne, das war es dann aber auch.
Roma kam ein wenig besser ins Spiel: ein Flugkopfball in der ersten Minute wäre fast drin gewesen und nur eine Minute später gab es noch eine weitere 100%ige Chance.
Ein wenig verflachte nun das Spiel, aber schon zehn Minuten später ging es munter weiter.
Nach etwa einer Stunde dann ganz großes Tennis – zunächst verweigert der Schiri Lazio einen Freistoß von der Strafraumgrenze, direkt danach folgt ein weiteres Foul gegen Lazio.
Der schwule Totti beschwerte sich über den Pfiff, beachtete aber nicht, daß er nah an der Außenlinie stand, so daß die Flaschen flogen. Dummerweise meinte er eine der Flaschen zurückzuwerfen, daraufhin flogen dann Bengalen.
Ein Lazio-Spieler hob eine auf den Rasen geschleuderte Fackel und brachte sie an den Rand, ein paar Meter weiter lag noch ein Feuerwerkskörper auf dem Rasen, um dessen Entsorgung sich nun der Schiri und Totti kümmern wollten. Ich denke noch, hm, das ist kein Bengalo, das wird doch nicht – KABUUUMMMM – doch, es war ein Vogelschreck… Totti fällt direkt um, der Schiri rennt wie von der Tarantel gestochen in die Spielfeldmitte. Das war bestimmt ganz schön laut, Tinnitus läßt grüßen…
In der 70. Minute kann AS Roma ausgleichen, was die Kurve der Laziali in tiefes Schweigen taucht und die AS-Anhänger natürlich ausrasten.
Leider fällt nur fünf Minuten später das 2:1 und Lazio drückt weiter und kommt folglich auch noch zum Endstand von 3:1.
Der Jubel bei den Laziofans war natürlich riesig, aber auch die Roma-Anhänger waren am Feiern.
Nach dem Schlußpfiff ging es für mich einigermaßen zügig zum Bus, so daß ich nichts von etwaigen Ausschreitungen mitbekam – soweit ich das mitbekam blieb jedenfalls alles friedlich.
Mit dem Bus ging es zum Termini, wo noch ein lächerlich teures Bier erstanden wurde und anschließend im Hotel ins Heiabettchen.
Kurz vor sieben war die Nacht nämlich schon wieder vorbei und es ging nach kurzem Frühstück zurück zum Airport und mit dem Flieger (diesmal mit nochmehr potentiellen Derbybesuchern) nach Germania.
Zu Hause dann ziemlich flott für ein Mittagsschläfchen ins Bett, da das nächste Spiel schon am Abend auf dem Speisezettel stand.

SS LAZIO: Peruzzi, Oddo, Talamonti, Giannichedda, E. Filippini, A. Filippini, Dabo (Manfredini), Liverani, Cesar, Di Canio (S. Inzaghi), Rocchi (Muzzi)

AS ROMA: Pelizzoli, Mexes, Dellas, Ferrari (Corvia), Panucci, De Rossi (Candela), Perrotta (Aquilani), Cufre, Mancini, Totti, Cassano

TORE: 1:0 Di Canio (29′), 1:1 Cassano (69′), 2:1 Cesar (74′), 3:1 Rocchi (84′)

ZUSCHAUER: 64.734

Eine Antwort zu “Serie A: SS Lazio – AS Roma 3:1 (1:0)”

  1. Gazza sagt:

    Also ich fand die Stimmung der Lazio Kurve eindeutig besser aber ist wohl ansichtsache.
    Nach dem Spiel gab es doch hinter der Südkurve noch eine Strassenschlacht zwischen AS Anhängern und der Polizei, eine halbe Stunde nach Abpfiff war hinter der Süd die Luft voller Tränengas.
    Ansonsten kann ich dem Bericht zustimmen!