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UI-Cup: Young Boys Bern – Olympique Marseille 2:3 (0:2)

Samstag, 16. Juli 2005
Young Boys Bern Stade de Suisse Wankdorf,
Bern, Schweiz
Olympique Marseille

Bereits vor einigen Monaten hatte ich angefangen, mit der offiziellen Eröffnung des neuen Stade de Suisse Wankdorf in Bern zu liebäugeln. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: statt eine sinnlose Eröffnungsveranstaltung über sich ergehen zu lassen, legten die Götter des UEFA Intertoto Cups für die dritte Runde dieses Wettbewerbs die Begegnung YB Bern gegen Olympique Marseille fest.

Nach etlichem Hin und Her entschlossen sich Anfang der Woche dann auch die Verantwortlichen dazu, dieses Spiel als “Pre-Opening” im flammneuen Stadion stattfinden zu lassen.

Leider wurde aus Sicherheitsgründen (?) beschlossen, daß nur 14.000 Tickets für das Spiel verkauft werden würden und bereits am ersten Verkaufstag gingen über 10.000 über die Tresen der sonst nicht grad als schnell bekannten Berner Vorverkaufsstellen.

Nachdem Anfragen an den Verein mit netten aber ablehnenden Antworten beschieden worden waren, hatte ich das Glück, über ein Fanforum an ein Ticket zu kommen.

So saß ich also mittags um 12h00 im ICE von Karlsruhe nach Bern, der Plan noch ein wenig zu schlafen, wurde in Olten zu nichte gemacht, da eine Horde FC Aarau-Fans den Zug bestieg, um zum Auswärtskick nach Thun zu reisen.

Naja, die letzte halbe Stunde Zugfahrt war dann aber auch vorbei und das Treffen mit der Ticketquelle (besten Dank nochmals!) klappte phantastisch.

Da es noch zu früh war, um schon zum Stadion zu tingeln, wurde erstmal ein wenig durch die Berner Innenstadt geschlendert, um dann irgendwann mit einem Halben und dem schweizer Fußball-Sonderheft auf einer Bank zu enden.

Gegen 17h00 gings per Bus dann nach Wankdorf und da die Tore erst um 18h00 aufmachen sollten, erstmal eine Runde um das neue Stadion – nun ja, sieht wie eine Mischung aus modernem Bürokomplex, Baumarkt und Fabrikhalle aus…

An der Tanke noch zwei Halbe geholt, mit wartenden Franzosen geschnackt und dann vor dem Presseeingang Platz genommen, wo sich bereits die deutsche Hopperelite versammelte.

Irgendwann kamen dann auch die Herren Unrau, Rocky und Teamchef, mit denen noch ein paar Worte gewechselt wurden, ehe es dann in den Ground ging – für mich durch das einzige offene Tor in den Hintertorblock.

Innen kann der neue Ground durchaus gefallen Рsieht aber wiederum auch aus, wie alle anderen neuen Stadien: all-seater, zweisțckig, graue Sitze mit gelben YB-Logo auf drei Seiten.

Für den Berner Eventbesucher stehen eine große Anzahl Verpflegungsstände bereit, lange Schlangen zeigten allerdings, dass es mit der Logistik noch nicht so gut klappte.

Bratwurst, Pizza, Pasta, Pommes, Döner… alles nur Erdenkliche an Imbissfraß wird dem hungrigem Zuschauer angeboten – jedoch, wie man hörte, zu deutlich erhöhten Preisen gegenüber dem Neufeld oder dem alten Wankdorf.

Nach ein paar Photos wurde noch ein wenig mit den Kollegen gelabert und dann trennten sich unsere Wege wieder.

Zum Anpfiff gab es auf Berner Seite ein paar schwarze und gelbe Folienbahnen, drei Schwenker und sonst nix, die 600 mitgereisten Franzosen, die in einem kleinen Eckblock eingepfercht waren, zündeten immerhin eine Fackel.

Die Tribünen auf der Gegengerade und der Heim-Hintertortribüne waren einigermaßen gut gefüllt – es gab freie Platzwahl, so dass man sich mal hierhin, mal dorthin begeben konnte.

Die andere Hintertortribüne blieb bis auf den kleinen Gästeblock in einer Ecke leer, ebenso waren auf der Haupttribüne nur die Vertreter der Presse zugelassen.

Trotz der geringen Zahl gaben die Anhänger von Marseille über die gesamte Spielzeit Gas – selbst beim zwischenzeitlichen Ausgleich gab es nicht eine Sekunde erschrockenen Schweigens. Doppelhalter- und Schalparaden, Bewegung, ein paar Bengalos – sehr geil das alles!

Die Heimfans haben noch viel Möglichkeit, sich zu steigern, da ging nicht viel. Kaum Gesänge, nur langweilige Anfeuerung, lediglich der Wechselgesang mit der Gegengeraden (B-S-C, B-S-C) konnte einigermaßen gefallen – hat genau zweimal geklappt. Bei “Steht auf wenn ihr Berner seid”, blieb die Hälfte sitzen – naja, der Schweizer an sich und der Berner im speziellen sind ja nicht gerade für ihre Agilität berühmt.

Das Geschehen auf dem Rasen konnte da schon mehr überzeugen – beide Teams gingen engagiert zur Sache, man sah ein hochklassiges Spiel.

Durch zwei Abwehrpatzer konnte Marseille seine Führung bis zur Pause auf 2:0 ausbauen, alles sah zu diesem Zeitpunkt nach einer klaren Kiste aus.

In der zweiten Halbzeit gelang den Young Boys der Anschlusstreffer zum 2:1, was das Team endlich wachrüttelte. Folgerichtig konnte Neuzugang Hakan Yakin dann auch den Ausgleich erzielen.

Die Freude über das Erreichte hielt jedoch nur kurz, da der Nigerianer Taye Taiwo einen Freistoß zum 3:2 für Olympique einnetzen konnte.

Somit dürften sich die Chancen für Bern auf ein Weiterkommen auf ein Minimum beschränken – in der nächsten Runde wartet der Sieger aus den Partien Lazio Rom und Tampere.

Nach dem Kick ging es mit meiner Rückfahrgelegenheit Dynamo-Heinz und dem Ascheberscher noch in das in der Nähe gelegene Fanhaus der Berner, wo bei ein paar Bieren ein wenig sehr nett mit den Berner Supporters geplaudert wurde, ehe wir dann die Rückreise nach Deutschland antraten.

Kurz nach 3h00 war ich dann auch wieder im heimischen Karlsruhe.

BSC YOUNG BOYS BERN: Marco Wölfli – Adrian Eugster, Tiago, Mark Disler (Gabriel Urdaneta, 46′), Gretar Steinsson – Pirmin Schwegler – Gürkan Sermeter (Carlos Varela, 67′), Thomas Häberli, Mario Raimondi, Hakan Yakin (Joël Magnin, 83′) – Francisco Neri. TRAINER: Hans-Peter Zaugg

OLYMPIQUE MARSEILLE: Cédric Carrasso – Demetrius Ferreira, Frédéric Déhu, Abdoulaye Méïté, Ismaila Taye Taiwo – Sergio “Koke” Contreras Pardo (Salomon Olembe, 77′), Laurent Batlles, Wilson Oruma, Samir Nasri – Mamadou Niang, Péguy Luyindula (Habib Bamogo, 70′). TRAINER: Jean Fernandez

SCHIRI: Craig Thompson (Schottland)

TORE: 0:1 Wilson Oruma (15′), 0:2 Mamadou Niang (35′), 1:2 Mario Raimondi (61′), 2:2 Hakan Yakin (74′), 2:3 Taye Taiwo (82′)

ZUSCHAUER: 14.000 (offiziell und ausverkauft, ich tippe mal, daß da noch zwei, dreitausend draufgezählt werden müssen), davon 600 Supporter von Olympique