Archiv für die Kategorie ‘Ungarn’

Europa League: Videoton FC Székesfehérvár – FC Basel 2:1 (2:0)

Donnerstag, 25. Oktober 2012
Videoton FC Székesfehérvár Sóstói Stadion,
Székesfehérvár, UNGARN
FC Basel

Die Auslosung zur Gruppenphase brachte drei interessante Gegner für den FC Basel – Sporting Lissabon, KRC Genk und eben den Videoton FC. Nachdem die Tour nach Portugal schon nicht realisierbar war, sah es auch für Ungarn lange Zeit nicht gut aus, bis zwei Wochen vor Start eine E-Mails ins Haus flatterte, in der ein Platz im 8er-Bus angeboten wurde. Großartig!
Zur Geisterstunde zwischen Mittwoch und Donnerstag ging es also los – endlich mal wieder die Freunde aus Basel unterstützen.
Warnung!Die Fahrt ging einigermaßen flott von statten: eine kurze Rast in Plötzetal, Tschechien und die Slowakei waren schnell durchquert, morgens kurz vor neun waren wir in Ungarn. Innerhalb weniger Stunden das dritte Mal Geld in eine Vignette investiert und sich frisch gemacht für die letzten Kilometer bis Stuhlweißenburg – heute besser bekannt als Székesfehérvár. Bei einer kurzen Pinkelpause überholte uns der Tross der Basler Szene, an deren Polizeibegleitung wir uns sogleich dran hängten und bald darauf einen Rastplatz in Stadionnähe erreichten. Nach kurzer Begrüßung trennten sich unsere Wege, während Basel in die City zog, ging es für uns ins gebuchte Hostel und in den angrenzenden Supermarkt.
Auch für ein kleines Mittagsschläfchen war noch Zeit, bevor auch wir in die Stadt zogen.
Auf einem Platz im historischen Zentrum war der Treffpunkt, was auch der örtlichen Szene nicht verborgen geblieben war. Man hat sie kaum gesehen, aber aus den Gassen ringsum war die aggresive Stimmung gut zu vernehmen. Die Polizei schien reichlich planlos zu sein, teilweise gab es wahren Slapstick zu bewundern: erst lief eine Gruppe in die Gasse rechts, dann kam eine Gruppe aus der Gasse links angewetzt. Hatte was von Comicfilm.
Irgendwann war es den Cops wohl auch zu doof und drängte uns in eine der Gassen, die nun durch die Polizei vorne und hinten abgesperrt wurde. Nachvollziehbar aber nervig, vor allem für die, die nun noch mal pinkeln mussten…
Nach einiger Zeit setzen wir uns in Marsch, immer angetrieben von den Cops im Nacken, was reichlich ätzend war, speziell wenn einem von hinten in die Hacken gelatscht wurde, man sich den Schuh aber nicht wieder korrekt anziehen durfte.

Basel

Über merkwürduge Wege wurde schließlich das Stadion erreicht, dessen Gästesektor sich idyllisch neben einem Friedhof befindet. Sieht man auch nicht alltäglich.
Das Sóstói-Stadion bietet knapp 15.000 Plätze, wovon die meisten unüberdacht sind. Auch sonst feinstes Osteuropa-Feeling, obwohl der Ground vor nicht allzulanger Zeit modernisiert wurde, um den Anforderungen der UEFA zu genügen.

Der Eingang blieb uns zunächst verwehrt, so dass man erstmal zuschauen konnte, wie sich die Ordner auf der Rampe in Position brachten.

Basel

Als die Orangejacken fertig waren, konnten auch wir das Stadion betreten – die Kontrollen gehörten zum Lustigsten, was ich je erlebt habe: man geht die Rampe hoch und wird von einem Ordner abgetatscht, läuft dann weiter und unterzieht sich dem gleichen Prozedere, bis man schließlich die Ordnerkette hinter sich gelassen hat. Ich wurde auf dem Weg drei Mal kontrolliert, andere gar acht Mal. Den Sinn dahinter verstehe wer will… Am Eingang dann die elektronische Kartenkontrolle und nochmal abtasten, dann war man drin – ansonsten war der Ground aber noch menschenleer.

Sóstói Stadion, Székesfehérvár

Heutiger Gegner der Schweizer Freunde war – wie erwähnt – der Videoton FC, der 1985 im Europapokal für Furore sorgte, als erst im Finale Real Madrid eine Nummer zu groß für die Magyaren war. Als Zweiter der Liga qualifizierte sich der Club für die Europa League.
So langsam wurde es dunkel, die Flutlichtmasten hell und der Ground voller – kurz vor Beginn war der Ground dann tatsächlich einigermaßen gut gefüllt, in der Kurve gegenüber die aktive Szene um die Red-Blue Devils, heute unterstüzt von Red Kaos… Haben guten Alarm gemacht die Jungs, sehr schön mitanzusehen und -hören.

Videoton FC Székesfehérvár

Basel ebenfalls mit guter Leistung auf den Rängen, wobei es – und das war für mich neu – auch mal kürzere Ruhephasen gab. Insgesamt waren wohl so rund 300 Basler vor Ort, um ihren Club zu unterstützen, der heute ohne Alex Frei auskommen musste – dieser war kurzfristig von der UEFA gesperrt worden, weil er beim Spiel in Lissabon bei der Dopingkontrolle nicht schnell genug pissen konnte… Sachen gibts… Fick Dich UEFA!
Das Spiel begann pünktlich um 19h00, und kaum 90 Sekunden später stand es 1:0 für die Ungarn. Schär konnte eine scharfe Flanke nicht abwehren, sondern fälschte diese für Yann Sommer nicht haltbar ins eigene Tor. Der FCB ließ sich davon aber nicht einschüchtern und konnte sich die deutlich höheren Spielanteile erarbeiten – was sich auch an der Anzahl der Ecken abzeichnete: 1:15 sollte diese Quote am Ende heißen, dumm nur, dass ausgerechnet die erste Ecke für Videoton zum 2:0 führte und erst die 15. Ecke den Anschlusstreffer für Basel bedeutete – in der 91. Minute.

Videoton FC Székesfehérvár

Das Spiel ging also verloren, was sich in der Tabelle nicht gerade positiv ausmacht, das wird ganz schwer für Basel.
Für uns ging es zunächst mit den Freunden aus dem Block und auf die Straße, wo wir uns verabschiedeten, da sich unsere Wege trennten. Der Plan, zu Fuß zu unserem Hostel zu gelangen quittierte der Cop mit einem “That’s no good idea. Taxi!” – also irgendwann gabs auch zwei Taxen für uns, die uns die nicht mal zweitausend Meter zur Unterkunft brachten.
Noch schnell eingekauft und ein paar Bier getrunken, ehe es in die Horizontale ging. Schließlich war ich als Fahrer für die erste Etappe der Rückreise eingeplant.
Diese startete pünktlich um 6h00 morgens, da diverse Termine eine zeitige Rückkehr in Braunschweig erforderten. Bis kurz hinter die deutsche Grenze hatte ich das Lenkrad in der Hand, danach konnte ich es mir mit einem Halben als Co-Pilot gemütlich machen, bis wir gegen 17h00 die schönste Stadt der Welt wieder erreicht hatten. Kurz nach Hause, warm angezogen und weiter ging es zur Zwoten in die Rheingoldarena…

VIDEOTON FC: Mladen Bozovic – Álvaro Brachi, Marco Caneira, Paulo Vinicius, Roland Szolnoki – Renato Cardoso Porto Neto, Nicola Mitrovic – Walter Fernández Balufo (Sándor Torghelle, 86′), György Sándor (Balázs Tóth, 73′), Ádám Gyurcsó (Filipe Oliveira, 79′) – Nemanja Nikolic. TRAINER: Paulo Sousa

FC BASEL: Yann Sommer – Markus Steinhöfer, Fabian Schär, Aleksandar Dragovic, Joo Ho Park (Kay Voser, 46′) – Adilson Tavares Varela Cabral – David Degen (Fabian Frei, 72′), Marcelo Diaz, Valentin Stocker, Mohamed Salah (Kwang Ryong Pak, 57′) – Marco Streller. TRAINER: Murat Yakin

SCHIRI: Miroslav Zelinka (Tschechien)

TORE: 1:0 Fabian Schär (2′, Eigentor), 2:0 Marco Caneira (32′), 2:1 Fabian Schär (91′)

ZUSCHAUER: 8.201, ca. 300 aus Basel, 8x BTSV