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UEFA-Cup: FC Vaduz – FC Basel 2:1 (0:0)

Donnerstag, 24. August 2006
FC Vaduz Stadion Rheinpark,
Vaduz, Liechtenstein
FC Basel

Die Auslosung der 2. Qualifikationsrunde für den UEFA-Cup meinte es gut mit mir, denn ich hatte weder Zeit noch Geld für eine weite Tour, hoffte aber auf die Chance auf einen neuen Länderpunkt, so dass die Entscheidung, nach Liechtenstein zu fahren, schnell gefallen war.

Der FC Vaduz ist als Pokalsieger quasi immer für die Qualirunde gesetzt, da er einfach der klar dominierende Verein im Fürstentum ist. Im Ligabetrieb spielt man in der schweizer Challenge League, also zweitklassig.

Das Hinspiel konnte der FC Basel sehr knapp mit 1:0 für sich entscheiden, so dass man mit gemischten Gefühlen die Reise ins Ländle zwischen Schweiz und Österreich antrat.

Mit Steffen konnte ich noch einen Mitfahrer begeistern, da aus Braunschweig niemand recht Lust auf die Tour verspürte.

So ging es mittags in Karlsruhe los und wie schon gegen St. Gallen vor ein paar Wochen wurde der Weg über Bregenz eingeschlagen, diesmal jedoch in eine österreichische Vignette investiert, um die Gurkerei auf Landstraßen in Grenzen zu halten.

Am Mautschalter dann schonmal große Erheiterung, da vor mir zwei Experten waren, die nur nach Bregenz wollten, aber die Ausfahrt verpasst hatten, tja, dumm gelaufen, für die paar Meter auf der Autobahn waren sie dann gleich je gut 7 Euro ärmer.

Wir kamen viel zu früh in Vaduz an, was durchaus geplant war (Sightseeing, allez!), aber da das Wetter recht bescheiden war und Vaduz als 5000 Einwohner-Kaff weniger als erwartet zu bieten hatte, so nicht kalkuliert.

Kreisel am Stadion in Vaduz
Kreisel am Stadion, sehr schön!

Nun denn, also erstmal das Auto strategisch günstig am Stadion geparkt und die paar Meter in die City gelatscht (der Regen hatte übrigens fast aufgehört, sehr begrüßt), die Hauptstraße runter, schnell festgestellt, dass es das wohl schon war, also zurück, Abstecher über die Fußgängerzone und da das auch nicht wirklich schocken konnte, zurück zum Stadion, wo wir pünktlich zum einsetzenden Wolkenbruch ankamen und unter dem Dach eines Fahrradständers Schutz fanden…

Als ein Audi A3 mit Bielefelder Kennzeichen zum Stadion fuhr, dachte ich erst, daß dies Delron Buckley (der grad frisch zum FC Basel gewechselt war) sei, aber es stellte sich raus, dass auch beim FC Vaduz ein Ex-Arminie spielt, nämlich Christian Wieczorek. Wow!

Irgendwann trudelten dann auch die Basler Kollegen ein, so dass man seine Zeit wenigstens mit Unsinn labern vertreiben konnte, ehe das Stadion seine Pforten öffnete und die Gegentribüne betreten werden konnte (nicht, ohne vorher nun doch klitschnass geregnet zu werden, da der Stadioneingang skandalöserweise nicht überdacht ist).

Das Rheinparkstadion verfügt über vier getrennte Tribünen mit einer Gesamtkapazität von 6.127 Sitzplätzen – klingt wenig, ist wenig, aber wenn man bedenkt, daß Liechtenstein grad 35.000 Einwohner hat und Vaduz grad 5.000 – dann ist das doch ganz beachtlich (zumal die beiden Hintertortribünen auch zum Stehen genutzt werden können, was die Kapazität auf fast 8.000 pusht).

Die eine Hintertortribüne ist jedoch noch gar nicht fertiggestellt und auf der anderen befand sich der eigentlich Gästesektor, der dank der Fanpasspflicht so gut wie gar nicht genutzt wurde (es mögen gut 50 Basler dort gesessen haben), da der Großteil der FCB-Fans sich Karten für die “neutrale” Gegentribüne besorgt hatten.

Auf der Heimtribüne hatten die Vaduzer “Rheinwölfe” eine Choreographie aus weißen und roten Pappen vorbereitet, die beim Hochhalten ein weißes Herz auf rotem Grund ergeben sollte – hat leider nur sehr mäßig geklappt.

Schnell noch eine Cervelat gegessen (wobei bemerkenswerterweise die Serviette an der Wurstpappe mittels einer Wäscheklammer festgeklemmt war!) und dann konnte es schon losgehen.

Stimmung bei den Gästen schlecht, beim Heimpublikum kaum vorhanden, kennt man vielleicht nicht im Fürstentum, oder es gehört sich nicht, was weiß ich. Auf Basler Seite im späteren Verlauf jedenfalls ordentliches Asigepöbel gegen den Fürsten, sehr schön.

Ach ja, der Ball rollte ja auch immer noch – nun ja.

Der FC Basel begann recht überlegen (gehört sich ja auch so, quasi in einem Spiel Erst- gegen Zweitligist!) und kam in der Anfangsphase zu ein paar guten, wenn auch nicht zwingenden Torchancen.

Nach etwa einer halben Stunde hatte Vaduz jeden Respekt vor dem großen FCB abgelegt und kam immer besser ins Spiel, wohingegen Basel immer schwächer zu werden schien.

Zu Beginn der zweiten Hälfte gab’s bei Basel ein paar Bengalen, aber nicht nur die Mannschaft, auch die Fans schienen ihrer Normalform hinterherzulaufen.

Kurz nachdem die beiden Mannschaften aus der unverdienten Pause zurück auf den Rasen kamen dann das Unfassbare: Basels neuer Torwart patzt und der Ball ist in den Maschen – 1:0 für Vaduz und somit der Wettbewerb ausgeglichen.

Zum Glück liess das die Basler aufwachen, die nun wieder besser fighteten (wenn auch kein Klassenunterschied zu erkennen war) und in der 56. Minute nach einem Pfostenabpraller den Ausgleich erzielen konnten.

Nun aber wieder Vaduz, die dieser Treffer nicht wirklich zu schockieren schien, der Ex-Bielefelder Christian Wieczorek hatte die Möglichkeit, traf aber nur die Latte, nur kurz später dann aber doch das 2:1 für das Fürstentum.

Durch die Auswärtstorregel wäre nun Basel zwar immer noch weiter, aber ein weiterer Treffer für Vaduz und die Schande wäre perfekt.

So zitterte man sich über die letzten Minuten und wusste nach der letzten vergebenen Chance von Vaduz in der 92. Minute nach dem Abpfiff nicht, ob man sich freuen oder fürchten soll.

ne Pitch Invasion liegt in der Luft!
Das dachten die mitgereisten Basler wohl auch und waren bereits nach dem 2:1 von ihren Plätzen an den Spielfeldrand gezogen, bei einem 3:1 hätte es wohl unschöne Szenen gegeben. So blieb alles friedlich, aber wirklich fröhlich waren in dem Moment die Wenigsten über das Weiterkommen.

Für uns ging es nach kurzer Verabschiedung zurück nach Österreich und schließlich nach Karlsruhe.

FC VADUZ: Gabriel Wüthrich – Marco Ritzberger, Thomas Reinmann, Javier Lopez, Diren Akdemir – Michele Maggetti – Christian Wieczorek (Odirlei De Souza Gaspar, 76′), Bruno Sutter (Henrique Cornelio Bem, 79′), Yoann Langlet – Omar Pape Faye (Benjamin Fischer, 74′) – Juan Manuel Sara. TRAINER: Maurizio Jacobacci

FC BASEL: Franco Costanzo – Reto Zanni, Daniel Majstorovic, Koji Nakata, Bruno Berner – Zdravko Kuzmanovic (Ivan Rakitic, 73′), Papa Malick Ba, Ivan Ergic, Scott Chipperfield; Mile Sterjovski (Franz Burgmeier, 58′), Mladen Petric. TRAINER: Christian Gross

SCHIRI: Mark Clattenburg (England)

TORE: 1:0 Juan Manuel Sara (49′), 1:1 Zdravko Kuzmanovic (56′), 2:1 Marco Ritzberger (63′)

ZUSCHAUER: 3.660, darunter rund 400 Basler, vier Mannheimer und ein Braunschweiger